R,B: Richard Eichberg, B: Arthur Pohl, Hans Klaehr,
D: Kitty Jantzen, La Jana: Sitha, Frits van Dongen, Alexander Golling, Gustav Diessl, Hans Stüwe, Theo Lingen, Gisela Schlüter u.a.
Der Abenteuerplot um den deutschen Architekten, der in die Liebeswirren des Maharadschas von Eschnapur verwickelt wird, war Gegenstand mehrerer filmischer Neuauflagen. Basierend auf der Romanvorlage „Das Indische Grabmal“ von Thea von Harbou wurde der Stoff 1921 zuerst von Joe May, dann 1938 von Richard Eichberg und 1959 noch einmal von Fritz Lang, der wiederum 1921 schon am Drehbuch für die Erstverfilmung beteiligt war, aufgegriffen. Der Tiger von Eschnapur ist damit eine Art Gradmesser für die Verfasstheit des deutschen Films dreier verschiedener politischer Epochen. Die Bearbeitung aus dem Jahr 1938 ist einer der aufwendigsten, teuersten und erfolgreichsten deutschen Filme dieser Zeit. Eichberg drehte an Schauplätzen in Udaipur und Myasore in Indien und setzte beispielsweise das Menaka Ballett, eines der ambitioniertesten Projekte der indischen Tanzmoder- ne prominent in Szene. Produziert wurde der als Zweiteiler angelegte Film von Eichbergs eigener Firma, bevor die deutsche Filmwirtschaft in der Ufa-Film GmbH vollständig zusammengeführt wurde. 1939, ein Jahr nach der Erstvorführung seines Indienfilms, emigrierte Eichberg in die USA. Der Tiger von Eschnapur dokumentiert damit nicht nur den Umbruch der deutschen Filmlandschaft im Nationalsozialismus, sondern er ist auch ein eindrücklicher Beleg für den Einbruch eines realen Indiens in die deutsche Indienphantasie.
Die Filmreihe zur Filmanalyse und Filmgeschichte wird begleitet durch das Seminar „Filmanalyse“ im Lehrprogramm der Bauhaus-Universität Weimar (Dr. Simon Frisch). Im Anschluss an die Vorführung gibt es im Rahmen des Seminars Gelegenheit zum Gespräch mit Irfan Khan aus Kalkutta. Irfan Khan wird Materialien seines Archivs vorstellen. Das Khan-Familienarchiv enthält den Nachlass von Indischen Künstlern, die 1937 in Eichbergs Produktion involviert waren und bringt damit die Perspektive der indischen Künstler auf den deutschen Film in den Blick.