Die Revision des „Tigers von Eschnapur“ ist Anlass für eine performative Aktivierung des Filmarchivs. Irfan Khan, einer der virtuosesten zeitgenössischen Interpreten klassischer indischer Musik aus Kalkutta wird in seinem Konzert im Lichthaus Kino einen persönlichen Bezug zu Richard Eichbergs Filmbildern herstellen. Irfan ist der Enkelsohn von Sakhawat Hussein Khan, einem der Musiker, die Eichbergs Kamera 1937 dokumentiert hatte. Sakhawat Khan leitete das Begleitensemble des Menaka Balletts und gehörte zu den ersten Künstlern aus Indien, die in den 1930er Jahren ein breites Publikum in Europa fanden. Eichbergs Filmbilder sind damit auch Teil eines künstlerischen Archivs in Indien, das Irfan Khan heute in Kalkutta verwahrt und kuratiert.
Auch Irfans eigene musikalische Arbeit ist in mehrfacher Hinsicht als kulturelle Gedächtnisarbeit zu verstehen. Sein Stil basiert auf einer langen Traditionslinie klassischer Musik in Indien, die er fortführt und aktualisiert. Zugleich erinnert er an eine Geschichte der künstlerischen Moderne, die auch zwischen Indien und Deutschland geschrieben wurde.
Vor allem aber ist Irfan Khans Sarod-Spiel ein einzigartiges, gegenwärtiges Hörerlebnis, das für sich spricht.
Irfan Khans Konzert ist Teil einer Veranstaltungsreihe des Menaka Archivs. Das Menaka Archiv sammelt Dokumente zu den Aufführungen des Indischen Balletts in Europa auf einer digitalen Forschungsplattform und rekonstruiert die Spuren der Indischen Tanzmoderne in Europa. www.menaka-archive.org